
INDEED - Inanspruchnahme und sektorenübergreifende Versorgungsmuster von Patienten in Notfallversorgungsstrukturen in Deutschland
INDEED ist ein durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss gefördertes Projekt zur Versorgungsforschung in der Notfall- und Akutmedizin.
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Projekthintergrund

In INDEED wurden Routinedaten der Patientenversorgung in 16 Notaufnahmen mit Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen verknüpft. Ziel ist es, die Inanspruchnahme des ambulanten Gesundheitssektors, wie auch der Notaufnahme als Schnittstelle zwischen ambulanter Versorgung und Krankenhaus überregional und sektorenübergreifend erforschen zu können.
INDEED ermöglicht die Charakterisierung und Deskription der Versorgungsmuster von Patientinnen und Patienten vor und nach der Inanspruchnahme einer Behandlung in der Notaufnahme sektorenübergreifend.
Primärer Endpunkt ist dabei die Schätzung von Häufigkeiten da äquater, inadäquater als auch vermeidbarer Inanspruchnahme der Notaufnahmen. Sekundär sollen sektorenübergreifende Patientenpfade und zum Beispiel leitliniengerechte Versorgung spezifischer Krankheitsbilder dargestellt werden.
Somit sollen Versorgungsbedarf, Versorgungslücken und Einflussfaktoren für die Notaufnahmebehandlung sowie einen ungünstigen Krankheitsverlauf (Morbidität, Mortalität) ermittelt werden. Langfristig lässt sich durch Informationen aus INDEED eine bedarfsgerechte Anpassung der Versorgungsstrukturen entwickeln.
Projektlaufzeit: 4 Jahre (1.5.2017 – 30.4.2021)
Fördersumme: 2.151.258,63 €
Studienregistrierung: Das INDEED-Projekt ist in der Versorgungsforschungsdatenbank Deutschland des Deutschen Netzwerkes für Versorgungsforschung registriert (VfD_INDEED_17_003844).
Studienablauf


Methodisches Vorgehen
In INDEED wurden die Behandlungsdaten von ambulant und stationär behandelten Notaufnahmepatientinnen und -patienten eines Jahres (2016) aus 16 Notaufnahmen mit Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen 2014-2017 verknüpft.
Deutschlandweite Vergleiche werden in den bundesweiten Abrechnungsdaten des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) sowie mit Daten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) durchgeführt.
Kurzfristige Projektziele
- Häufigkeiten und Einflussfaktoren für adäquate, vermeidbare und inadäquate Inanspruchnahme von Versorgungsstrukturen schätzen/ermitteln
- Charakterisierung von Notaufnahmepatienten
- Identifikation von Clustern mit vergleichbaren Versorgungsmustern
- Identifikation von Einflussfaktoren für die Notaufnahmebehandlung
- Identifikation von Patientengruppen mit alternativer Versorgungsoption
- Identifikation von Einflussfaktoren auf einen ungünstigen Verlauf (Morbidität, Mortalität)
Langfristige Projektziele
- Identifikation von Versorgungslücken und inadäquater Ressourcenallokation
- Modellentwicklung: bedarfsgerechte Anpassung der Versorgungsstrukturen
Zielpopulation
Die Zielpopulation im INDEED-Projekt sind alle GKV-versicherten Patientinnen und Patienten, welche im Kalenderjahr 2016 in einer beteiligten Notaufnahme behandelt wurden. Da nur Daten von volljährigen Personen einbezogen werden und die Datenverknüpfung 2014-2017 berücksichtigt werden muss, sind nur Patientinnen und Patienten involviert welche vor dem 01.01.1996 geboren wurden.
Die Analyse erfolgt mit Daten von bis zu 20 Notaufnahmen. Diese Notaufnahmen haben im Mittel ~34.000 Patientenkontakte pro Jahr. Daraus ergibt sich eine Stichprobengröße von insgesamt 510.000-680.000 Patientinnen und Patienten. Mit der angestrebten Fallzahl sind präzise Schätzungen von Prävalenzen auch innerhalb kleiner Subgruppen möglich.
Hinweise zum Datenschutz und zur Umsetzung des Projektes sind ausführlich hier einsehbar.
Organisation

Die Sekundärdaten entstammen den jeweiligen Notaufnahmen, Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) der Länder und den jeweiligen AOK-Regionaldirektionen (AOK). Der Zugang zu KV- und AOK-Daten erfolgt über die jeweiligen wissenschaftlichen Institute (Zi, WIdO). Die Datenverarbeitung wird zentral koordiniert und klinische Epidemiologen in drei Einrichtungen werden die Extraktion von Routinedaten in den jeweiligen Notaufnahmen koordinieren: Arbeitsbereich Notfallmedizin der Charité, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité und das Universitätsklinikum Magdeburg. Die Aufbereitung und Standardisierung der Notaufnahmedaten erfolgt durch einen Datenmanager der Charité. Die Aufbereitung der KV- und AOK-Daten in den jeweiligen wissenschaftlichen Instituten (Zi, WIdO). Die Einhaltung der datenschutzrechtlichen Vorgaben und das Einholen der Datenschutzvoten der jeweiligen Länder wird durch Experten in diesem Bereich durchgeführt (TMF). Das entsprechende System zur Datenverlinkung wird konzipiert und bereitgestellt von OFFIS. Das Datenmanagement und die zentrale biostatistische Planung und Beratung erfolgen durch das Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité. Die Datenverwertung (Auswertung, Interpretation und Veröffentlichung) wird durch die jeweiligen Forschungsinstitute (siehe Abbildung) unter verschiedenen Aspekten nach Expertise der jeweiligen Konsortialpartner erfolgen.
Externer Expertenbeirat
Prof. Dr. Brendon Kearney: Klinischer Professor an der Universität Adelaide (Australien); Experte für Health Technology Assessment in Australien und Europa, maßgeblich am Aufbau des „Population Health Research Network“ zur Verknüpfung und Verfügbarmachung von Routinedaten in Australien beteiligt.
Prof. Dr. Lau Caspar Thygesen: Associate Professor am Nationalinstitut für Public Heath (University of Southern Denmark). Experte in epidemiologischer Forschung mit Register-basierten Daten.
Prof. Dr. Abdelouahab Bellou: Professor für “Therapeutics and Emergency Medicine” an der Universität Rennes (Frankreich) und Visiting Professor of Medicine an der Harvard Medical School. ehem. Präsi-dent der European Society for Emergency Medicine und seit über 20 Jahren Leitfigur in der Entwicklung der notfallmedizinischen Forschung und internationalen Notfallmedizin.
Prof. Dr. Reinhold Müller: Associate Professor für Epidemiologie und Biostatistik an der James Cook University in Townsville (Australien). Expertise unter anderem in Public Health und Health Ser-vices Research sowie klinischer Epidemiologie.
Dr. med. Bernadett Erdmann, Prof. Dr. Wilhelm Behringer und Prof. Dr. Christian Wrede sind nationale Experten für die Notfallmedizin in Deutschland.
Prof. Dr. Morten Schou: Clinical Research Associate Professor, Experte für Notfallmedizin und Leiter der Notaufnahme an der Universität von Kopenhagen (Dänemark).
Die Rolle von Notaufnahmen in Deutschland
Die Notaufnahmen bilden die zentrale Schnittstelle zwischen der ambulanten und der stationären Versorgung: Sie tragen zur diagnostischen und therapeutischen Erstversorgung von stationären Patientinnen und Patienten bei. Darüber hinaus wird die permanent vorgehaltene medizinische Expertise zur Behandlung von ambulanten Patientinnen und Patienten genutzt. Schätzungen zufolge nehmen ca. 21. Millionen Menschen jährlich die medizinische Versorgung in einer Notaufnahme in Deutschland in Anspruch, davon ca. 50% ambulante Fälle. In Deutschland gibt es im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern bisher kaum Strukturen zur Erforschung der Versorgungssituation von Patientinnen und Patienten in deutschen Notaufnahmen.
Notaufnahmen im INDEED-Projekt
Aktuell sind im INDEED Projekt Notaufnahmen aus 8 Bundesländern beteiligt:
- Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum
- Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte
- Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin
- Uniklinikum Wolfsburg
- Helios-Klinikum Berlin Buch
- Universitätsklinikum Jena
- Universitätsklinikum Freiburg
- Klinikum Barnim, Werner Forßmann Krankenhaus
- Ruppiner Kliniken
- Klinikum Frankfurt (Oder)
- Klinikum Chemnitz
- Universitätsklinikum Leipzig
- Sanakliniken Leipziger Land
- Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck
- Universitätsklinikum Düsseldorf
Neuigkeiten
Ansprechpartner
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Projektkoordination INDEED

Ärztlicher Leiter der Rettungsstellen CVK und CCM, Facharzt Innere Medizin, Facharzt Kardiologie
